
Vom stillen Genießen
Der Frühling ist gekommen, und die Vögel zwitschern. Es könnte alles so schön sein, ja es könnte …
Was für ein beschissener Tag. Die Sonne schien so intensiv, als ob es kein Morgen gäbe und alle tagaktiven Lebewesen sie in bester Erinnerung behalten sollten. Der wolkenlose Himmel tat es ihr gleich und glänzte in azurner Pracht. Es war der erste schöne Tag des Jahres. Wie sehr er den Frühling hasste. Die ersten Knospen wagten sich vorsichtig aus ihrem winterlichen Geäst und die abenteuerlustigen Vögel über ihm zwitscherten vergnügt ein fröhliches Lied. Was für ein großer Haufen Scheiße!
Zu allem Überfluss drang an diesem abgrundtiefhässlichen Tag eine Frau in sein Hoheitsgebiet – zu dem Zeitpunkt als der Kotzbrocken von Mittagssonne seinen Zenit gerade überschritten hatte. Es musste ja so kommen – er war außer sich: Sie machte es sich auch noch auf der Parkbank bequem. Der einen Parkbank, die er nun schon seit über 10 Monaten neben sich aushalten musste und der er jeden Tag so tiefen Hass entgegenbrachte, dass die klappernde Parkbank nach seinem Empfinden wegen der inneren Verletzungen, die er ihr tagtäglich verbal zufügte, schon längst die Planken abgegeben haben sollte. Aber nun musste er zu allem Überfluss mitansehen, wie sich die Frau an die Parkbank schmiegte. Was für ein ekliger hölzerner Schleimbolzen!
, dachte Herr Grantig und versuchte die wohligen Grunzgeräusche der Parkbank nicht zu beachten.